Torsten Bönnhoff ist seit 22 Jahren Geschäftsführer der digital images GmbH – kurz digim – dem Flaggschiff der Postproduktionsbranche in Sachsen-Anhalt. Zum 25. Firmenjubiläum blickt er zurück auf die Anfänge der Filmproduktion in Halle (Saale), Oscar-trächtige Filmproduktionen und darauf, wie die die Digitalisierung all das möglich machte.

Herr Bönnhoff, herzlichen Glückwunsch! Ihre Film-Postproduktionsfirma digital images feiert dieses Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Was bedeutet dieses Jubiläum für Sie persönlich und für Ihr Unternehmen?

Torsten Bönnhoff: Vielen Dank! Ich bin stolz auf das, was wir hier aufgebaut haben. Es wissen nicht viele, aber in Sachsen-Anhalt gab es sehr viele bedeutende Innovationen um den chemischen Film. Bereits 1909 wurde in Wolfen die große Filmfabrik von Agfa gegründet, bis zur Gründung der DDR im Wechsel mit Kodak die größte Filmfabrik der Welt. Auch der Tonfilm wurde in unserer Region weiterentwickelt. Wir sitzen hier praktisch in der Wiege des Films. Ich bin studierter Marketingfachmann, habe schon immer in den Medien gearbeitet. Mit digim bin ich weiterhin am Puls des Films, hier werden Emotionen in Bild und Ton gegossen. Das erfüllt mich jeden Tag aufs Neue.

Wie kam es damals zur Firmengründung, was hat Sie angetrieben?

Früher hat man im Filmgeschäft noch viel manuell gemacht. Uns war damals schon klar: Das Geschäft muss digital werden. Ein Freund von mir, der viele Filmrechte gekauft hatte, brauchte eine digitalisierte Postproduktion, um die Filme umzusetzen, also gründete er die digital images GmbH. Ich war von Anfang an dabei, und habe sie vor 21 Jahren dann übernommen.

Der Wandel vom Analogen ins Digitale hat mich schon immer sehr interessiert. Die Leute wollen tolle Filme in toller Qualität sehen. Was man bis dato im Fernsehen gesehen hatte, war aber überwiegend von schlechter Qualität. Also haben wir das Material digital aufgebessert. Wir waren eine der ersten Firmen in Deutschland, die Film- und Fernsehmaterial restauriert haben. Im Laufe der Jahre haben wir mehr als 10.000 DVD-Projekte umgesetzt.

Halle an der Saale gilt als Filmhauptstadt des Landes, ein attraktiver Standort für Filmschaffende. Wie groß ist die Konkurrenz dort und wie heben Sie sich mit Ihrem Angebot ab?

Auf der einen Seite gibt es die erste Klappe am Filmset und auf der anderen Seite sitzt der Zuschauer auf dem Sofa. Wir machen praktisch alles dazwischen. Kurz: Wir sind sehr breit aufgestellt in Ton, Bild und Text. Mit fünf eigenen Tonstudios, der Restauration und einer Redaktion, um zum Beispiel Untertitel zu bearbeiten. Wir können das alles anbieten, auch weil wir auf ein großes Netzwerk an Freelancern zurückgreifen können. Die digim ist eine von mehreren Firmen unter dem Dach des „Studio Halle“. Hier im Haus haben wir also auch die Produktion sitzen. Das Zentrum vom Zentrum der Filmhauptstadt sozusagen.

Das Motto von digim lautet Flair for entertainment“ – was für ein Mindset steckt dahinter?

Genau das, was der Name sagt: Wir fokussieren uns auf das Flair im Film. Wir stellen nicht das Technische in den Vordergrund, sondern die hohe Qualität des fertigen Produkts. Der Zuschauer will nicht wissen, welche Kamera oder welches Mischpult wir benutzt haben, sondern er will Top-Sound hören und Top-Bilder sehen. Genau das liefern wir.

Ihr Unternehmen bietet praktisch jeden Schritt der Postproduktion an, von Schnitt und Farbkorrektur bis hin zu visuellen Effekten und Sounddesign. Wo liegen die besonderen Stärken von digim?

Da möchte ich zwei hervorheben: Zum einen sind wir spezialisiert auf die Restaurierung von Filmmaterial. Damit haben wir damals angefangen und sind darin auch heute noch sehr stark. Wir können jegliche Filmformate aus allen Jahrzehnten einlesen, auch die ganz alten Schinken. Das ist unsere Spezialität. Einer unserer Restauratoren ist studierter Filmchemiker und arbeitet seit Jahrzehnten in der Filmrestauration. Er hat einen riesigen Wissensschatz zu den Restaurationsprozessen mit Chemikalien und speziellen Maschinen. Im Gegensatz zu anderen Gewerken beim Film ist die Kunst der Restauration so schön unaufgeregt. Da geht es um Qualität, nicht um Zeitdruck. Diese entspannte Einstellung passt sehr gut hier in die Region, finde ich.

Zum anderen machen wir sehr viel Synchronisation für Animationsfilme und Kindersendungen, da sind unter anderem Kinder-Synchronsprecher gefragt. Die Arbeit mit den Kindern ist toll, weil alles so herrlich bodenständig ist. Die Eltern wollen ihre Kinder nicht zu kleinen Hollywoodstars trimmen, die Kids freuen sich einfach, dass sie an einem Film kreativ mitwirken können. Ein bisschen Star-Glamour ist bei der Synchronisation aber auch dabei: Wir arbeiten mit prominenten Stimmen wie Oliver Kalkofe, Max Giermann und seinerzeit Bruno Ganz.

Sie versprechen auf Ihrer Website „raffinierte Lösungen“ für jeden Schritt in der Postproduktion. Was machen Sie anders als der Rest?

Wir arbeiten mit dem neuesten technischen Equipment und haben jahrzehntelange Erfahrung in dem, was wir tun. Von Anfang an organisieren wir die Arbeit und das Qualitätsmanagement über Datenbanksysteme. Ich persönlich gebe meinen Mitarbeitenden gerne viel Freiraum zur Entfaltung, daraus entstehen die besten Dinge. Bei uns im Haus gibt es alle Gewerke des Films, die Mitarbeitenden können sich austesten, finden ihre Stärken und ihren Interessenfokus. Ein Kollege zum Beispiel, der als Grafiker bei uns angefangen hat, ist heute Videochef. So kann es gehen.

Welche Rolle spielt KI bei Ihrer Arbeit und welche Stolpersteine sehen Sie dabei?

Das Digitale steckt nicht umsonst in unserem Firmennamen, wir haben alle Schritte der Produktion schon immer digital gedacht. Also nutzen wir alle digitalen Möglichkeiten, wo immer sie uns die Arbeit erleichtern. KI ist spannend, keine Frage. Aber man muss wachsam sein und nicht der öffentlichen Meinung nachgehen, sondern sie selbst aktiv einsetzen und probieren, um nicht abgehängt zu werden. 

Wandel ist natürlich, den kann man nicht aufhalten. Also gehen wir mit dem Trend. Durch Künstliche Intelligenz kann vieles automatisiert und beschleunigt werden, zum Beispiel wenn Rohmaterial eines Drehtages überarbeitet wird. Trotzdem steht für mich das Inhaltliche immer über dem Technischen. KI kriegt ja immer nur den Durchschnitt hin, erst der Kreative macht daraus etwas Neues, Aufregendes. Jede KI wirkt eben nur so gut, wie die Vision des Menschen ist, der sie einsetzt.

Erfolgsfaktor Postproduktion: Einige Filme aus Ihrem Hause waren bereits für die Oscars nominiert. Wollen Sie verraten, welche?

In 25 Jahren kommen so einige zusammen. Wir haben zum Beispiel an Oscar-prämierten Hollywoodfilmen wie „Sunshine“ von István Szabó oder „Das Piano“ mit der Musik von Michael Nyman gearbeitet. Aktuell arbeiten wir an einer starken Dokumentation über Ute Lemper. Wir kriegen für die Postproduktion immer wieder Material aus Hollywood geschickt – aus der großen weiten Filmwelt direkt nach Halle an der Saale. Als Koproduzent haben wir 2008 mit unserer Schwesterfirma in Halle ARTHAUS Musik für den Animationsfilm Peter und der Wolf sogar einen Oscar gewonnen.

Foto: Torsten Bönnhoff

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