„Cross-Innovation“-Projekt „HOLZ 4.0“: Engagement für den Erhalt und die sinnvolle Nutzung unserer Wälder. Viele Ideen und das Netzwerk wachsen auch nach der Förderzeit immer weiter.
Der Wald ist Lebens- und Erholungsraum, ein Wirtschaftszweig und unverzichtbar für den Klimaschutz. Das Netzwerk „HOLZ 4.0“ hat sich auf die Fahnen geschrieben, unsere Wälder zu erhalten und zu schützen, zeitgemäße Holzprodukte zu entwickeln, innovative Ideen anzuschieben und den Themen eine öffentliche Plattform zu geben. Dank der Förderung im „Cross-Innovation“-Programm des sachsen-anhaltischen Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung hat es einiges auf die Beine gestellt – und lässt noch immer Ideen wachsen.
Die Kern-Aufgabe des „Cross-Innovation“-Netzwerkes „HOLZ 4.0“ kann Christian Schiffner schnell in einem Satz sagen: „Unsere Wälder müssen erhalten und genutzt werden.“ Dahinter verbergen sich allerdings zahlreiche Aufgaben, Ziele und Visionen. Der Chef des „FBS – Forst & Bildungsservice“ ist ständig „da draußen“. Er weiß, wovon er spricht, wenn er etwas über Wald und Holz erzählt. Bereits seit Jahren hat der Allstedter viele Problemfelder ausgemacht, mit Gleichgesinnten gesprochen und mit Unternehmen kooperiert. Die hiesige Forst- und Holzwirtschaft sollte endlich in den öffentlichen Fokus rücken – als Faktor für die Weiterentwicklung der Region und als Lieferant für einen Rohstoff, der einen vielfältigen, leistungsfähigen Wirtschaftszweig prägt.
„Unser Holz ist die Basis für eine Wertschöpfungskette, die vom Wald über die forstlichen Dienstleistungsunternehmen, Sägewerke, Zimmereien, Holzbaubetriebe, Tischlereien bis zu chemischen Industrie in Mitteldeutschland führt. Es wird Zeit, dass wir es würdigen, schützen und darstellen, wie sehr wir es auch heute brauchen“, erklärt Christian Schiffner. „Cross Innovation“, das Programm zu Förderung von Netzwerken aus Unternehmen, Kreativen und dem kreativen Handwerk, sei der Initialzünder gewesen, „endlich Lösungsanschübe zu liefern“. Den Tipp, die vielfältigen Ansätze zu bündeln und sich für eine „Cross-Innovation-Förderung“ vorzustellen, erhielt der Holz-Enthusiast von einem Unternehmer. „Das ist unsere Chance“, dachte sich der „FBS“-Chef und gewann schnell geeignete Partnerinnen und Partner: die Fotografen vom „Freisichtwerk“ in Teuchern, das „Architekturbüro Otte“ in Sangerhausen, die „Tischlerei Weckner GmbH – Holzmanufaktur und Restaurierungswerkstatt“ in Südharz und „Barthel Design“ in Halle (Saale). „Wir haben alles mitgebracht, was nötig war“, erinnert sich Christian Schiffner. „Und wir wollten etwas bewegen, wir hatten Erfahrungen, und uns war es nicht neu, in einem Netzwerk zu arbeiten.“
Netzwerk baut ein „Holzimpulszentrum“ auf
Mit Beginn der Förderung im Herbst 2017 krempelten die Netzwerkpartnerinnen und -partner sowie weitere kooperierende Unternehmerinnen und Unternehmer sofort die sprichwörtlichen Ärmel hoch. Sie entwickelten bei Treffen Ideen, formulierten wichtige Schritte und organisierten Workshops für sich und alle Interessierten zu Themen, wie Unternehmensentwicklung, Digitalisierung, zeitgemäße Dienstleistungsangebote oder Sägewerktechnik. Christian Schiffner weiß: „Wir haben dabei alle in kurzer Zeit sehr viel für die Zukunft gelernt.“ Jeder im Netzwerk hätte seine Kompetenzen eingebracht. So hätten sich die Partnerinnen und Partner aus der Kreativbranche vielfältig mit den Themen Wald, Forstwirtschaft und Holz auseinandergesetzt. Die Fotografin durchleuchtete die Branche und erarbeitete Kommunikationskonzepte. Beide Holzverarbeitungsbetriebe brachten aus „Holzverbraucher-Sicht“ ihr Knowhow in die Projekte ein. Die Architekten widmeten sich dem Bereich des Holzbaus, der immer mehr in den öffentlichen Fokus rückt. „Dieses Zusammenwirken hat uns teilweise völlig neue Perspektiven eröffnet“, sagt Christian Schiffner. „Ein solches Netzwerk aus unterschiedlichen Branchen, wie der Kreativwirtschaft, ließ uns ganz neue Ideen generieren und weit in die Zukunft blicken.“
An die Zukunft dachte man in der Gruppe auch beim Aufbau eines Kompetenzzentrums für Sachsen-Anhalt. Die Netzwerker hatten bereits Kontakt ins benachbarte Thüringen geknüpft zum dortigen Zentrum für Holz in Trägerschaft der Hochschule Rosenheim. „Die Strukturen gab es, wir wollten sie bei uns weiter ausbauen“, sagt Christian Schiffner. Die Netzwerker aus Sachsen-Anhalt überzeugten mit ihren Vorstellungen für die Entwicklung. Mit Beginn der Förderung gründeten sie eine Service-Gesellschaft und damit das neue Zentrum in Rottleberode im Landkreis Mansfeld-Südharz. Das „Holzimpulszentrum“ fungiert seither als landesweites Servicebüro für Waldbetreuung und Waldbau, Forstplanung und Fernerkundung, Holzbau, Marketing und Weiterbildungen.
Online-Plattform für Waldbesitzer geht an den Start
Und auch in der digitalen Welt ließ das Netzwerk Neues wachsen. Für Waldbesitzer ist ein Online-Angebot entstanden, das in naher Zukunft mit Übersichten, Karten und Foren alles Wissenswerte mit ein paar Klicks liefern soll – auch ein Punkt auf der Liste mit den Netzwerk-Zielen. „Wir hatten eine lange Agenda“, sagt Christian Schiffner. „Das meiste davon konnten wir in den drei Jahren anschieben.“ Durch den „Cross-Innovation-Effekt“ hätte sich auch sein eigenes Unternehmen verändert. Aus dem einstigen Ein-Mann-Betrieb des Diplom-Forstingenieurs ist der „FBS Forst & Bildungsservice Schiffner“ geworden, dessen neunköpfiges Team es sich zur Aufgabe gemacht hat, die heimischen Wälder nachhaltiger und schonender zu bewirtschaften. „Mit Cross Innovation hatten wir Auftrieb bekommen“, sagt der Allstedter Unternehmer. Er rät inzwischen „sehr dazu, anfängliche Hemmschwellen bei der Beantragung von Fördermittel über Bord zu werfen“. „Wir haben bei Förderungen zwar manchmal viel aufschreiben müssen, aber das war nicht unlösbar. Und bei Cross Innovation hat unser Team immer unkompliziert mit der Investitionsbank zusammengearbeitet“, so Christian Schiffner.
Der „Cross-Innovation“-Förderzeitraum ist offiziell beendet. Und doch wächst noch vieles von dem, wofür in den drei Jahre die Saat gelegt worden war, so wie die Züchtungsversuche, bei denen langfristig getestet wird, ob fremde Baumarten in unserer Region zielführend kultiviert werden können. „Viel Herzblut“ fließe in solche Projekte, weiß der Allstedter Unternehmer und sagt: „Wir sind inzwischen ein großes Netzwerk, haben auch Partnerinnen und Partner aus anderen „Cross-Innovation“-Gruppen gewonnen. Alle stecken viel Engagement in Wald-, Forst- und Holzthemen.“ Ihre gemeinsamen Ziele seien inzwischen greifbarer geworden, fasst Christian Schiffner zusammen: „Der Wald rückt wieder stärker in unseren Fokus, genau wie die regionalen Holzprodukte. Das ist ein guter Anfang, den wir künftig weiter entwickeln wollen.“
Titelbild: Freisichtwerk