Das „Cross Innovation“-Netzwerk „InnoReTex“ entwickelt innovative und künstlerisch gestaltete Windkraft-Anlagen.

Der Universalgelehrte Leonardo da Vinci hat es vorgemacht: Er war ein Bioniker, schaute sich Tricks der Natur ab und nutzte sie für neuartige Techniken. Das „Cross Innovation“-Netzwerk „InnoReTex – Textile Windkraft“ bringt jetzt frischen Wind in die Überlegungen, wie Anlagen gestaltet werden können, die Strom aus dieser unerschöpflichen Energiequelle erzeugen. Mit innovativen textilen, bionischen Windenergiesystemen möchte ein Zusammenschluss aus Künstlern, Designern, kreativen Handwerkern und Anlagenherstellern von Sachsen-Anhalt aus internationale Maßstäbe setzen.

Auf dem Testgelände der Hochschule Magdeburg-Stendal in der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt steht eine Skulptur, die niemand übersehen kann – schon gar nicht, wenn sie in Bewegung versetzt wird. Der Hingucker auf dem Campus ist ein textiles Helix-Windrad. „Das sieht nicht nur interessant aus, sondern nutzt auch die Kraft des Windes und erzeugt daraus Energie“, sagt Mario Spiewack. Der Geschäftsführer der „SailWindTec GmbH“ verweist bei Fragen, womit sich das „Cross Innovation“-Netzwerk „InnoReTex – Textile Windkraft“ beschäftigt, häufig auf dieses künstlerische Gebilde. Oder er zeigt Fotos vom „Windblumen-Ensemble“, das auf dem Gelände der „Schielicke Bau Hoch-, Tief- und Ingenieurbau GmbH“ im brandenburgischen Beelitz steht. Die sechs Meter hohen farbigen Blumen haben es in sich: Auch in ihnen wird Strom erzeugt, wenn der Wind weht. Mit solchen Beispielen wird schnell klar, wohin der Weg gehen soll, den Sachsen-Anhalter eingeschlagen haben, die eine Leidenschaft verbindet, wie Mario Spiewack sagt. Sie wollen im branchenübergreifenden Zusammenschluss Kreativität mit Erneuerbarer Energie vereinen, Skulpturen in Leichtbauweise schaffen, in die Textilien integriert sind – und die Strom erzeugen. „Windkraftanlagen müssen einfach mehr Akzeptanz bekommen“, erklärt der Unternehmer. Meist hätte man nur die großen Räder vor Augen, wenn es um die Nutzung des Windes geht. Mit künstlerisch gestalteten Anlagen, die ökologisch verträglich und technisch den höchsten Anforderungen entsprechen, könnte sich das schlagartig ändern, ist sich Mario Spiewack sicher. Zu den selbst gesteckten Zielen des Netzwerkes gehören darum auch die Entwicklung von Produkten, die im Bereich Tourismus oder bei Events eingesetzt werden können oder die Planungen für bionische Windparks in urbanen Räumen.

Eine Idee nimmt mit „Cross Innovation“ an Fahrt auf.

„Mit unseren Ansätzen haben wir ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Mario Spiewack, der sich freut, dass „InnoReTex“ „so richtig Fahrt aufgenommen hat“. Die ursprüngliche Idee trägt der Unternehmer schon lange mit sich herum. Entstanden ist sie bei einem anderen „Cross Innovation“-Projekt, bei dem eine neue, umweltschonende Hausboot-Generation entwickelt worden war – und das Mario Spiewack begleitet hat. „Wir hatten damals den Tipp bekommen, eine Förderung im Rahmen des Programms von Cross Innovation zu beantragen, das hat uns sehr weitergebracht“, erinnert sich der Unternehmer. Und noch etwas hätten sie beim Hausboot-Projekt festgestellt: „Die interdisziplinäre Zusammenarbeit war unfassbar wichtig.“ Diese Erfahrungen nahm der „SailWindTec“-Geschäftsführer mit, sprach potenzielle Partner an und führte die Gruppe zusammen, aus der „InnoReTex“ wurde. „Mit Cross Innovation hatten wir die Möglichkeit, Einzelunternehmen und Gleichgesinnte mit ins Boot zu holen. Plötzlich saßen wir alle mit unseren verschiedenen Kompetenzen an einem Tisch, das war großartig“, erinnert sich Mario Spiewack.

Kurze Wege bei der Entwicklung: Viel Unterstützung kommt aus der Region.

Seit Beginn des Förderzeitraumes im August 2019 haben die Unternehmen und Selbständigen einiges auf die Beine gestellt. Bei Treffen wurden die Konzepte und Modelle besprochen, die Entwicklung aus der Sicht der Produktion und der künstlerischen Aspekte vorangetrieben. Das innovative Projekt hat sich schnell herumgesprochen, wird unterstützt durch die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und von der Hochschule Magdeburg-Stendal. In der Experimentellen Fabrik, einem Zentrum für angewandte Forschung auf dem Gebiet der Produkt, Verfahrens- und Prozessinnovation, können neue Entwicklungen ausprobiert werden. Das Management ist bei der „Zentrum für Produkt-, Verfahrens und Prozessinnovation GmbH“ angesiedelt. Mario Spiewack sagt. „Im Laufe der Netzwerk-Arbeit haben wir einen schönen Effekt bemerkt. Firmen und Dienstleister aus der Region bringen sich mit ein. So können wir auf kurzem Wege noch vielfältig profitieren und schnell etwas modifizieren.“

Die Lösungen des Netzwerkes sind gefragt.

In vielen Stunden haben die Netzwerker Objekte entworfen oder Materialien getestet. Sie haben begonnen, diverse Konzepte zu entwickeln, für den Einsatz bionischer Windkraftanlagen, die nicht nur gut aussehen, sondern auch sicher sind und einen optimale Energieerzeugung garantieren. Gewachsen sind inzwischen auch eine Homepage und Modelle. Prototypen im Kleinformat werden derzeit im großen Maßstab gebaut. „Wir können in unserem Netzwerk unser Know-how interdisziplinär bündeln und ein Feld bearbeiten, das so noch niemand auf dem Schirm hat“, sagt Mario Spiewack. Die bisherigen Reaktionen geben dem Zusammenschluss recht: „Egal, wo wir unser Projekt vorstellen, alle sind immer fasziniert davon. Der Bedarf an solchen Lösungen scheint groß zu sein.“ Interesse wurde beispielsweise bereits aus Beelitz in Brandenburg signalisiert. Dort könnten 2022 „Wind-Blumen“, die im sachsen-anhaltischen „Cross Innovation“-Netzwerk gewachsen sind, bei der Landesgartenschau Energie erzeugen.

Neue, internationale Maßstäbe setzen – mit Produkten made in Sachsen-Anhalt.

Bis Ende 2021 sollen mit Hilfe von „Cross Innovation“ noch weitere Ideen wachsen. Entstehen sollen weitere stabile und leicht handhabbare Windkraftanlagen, die sich mit der Bionik vereinen. Getüftelt wird zudem an der Kopplung mit Solartechnik. Es werde noch viel probiert, sagt der Unternehmer. „Mit Generatoren, Lichttechnik, Textilien und Verankerungen. Wenn alles durchkonstruiert ist, können die Modelle unkompliziert gefertigt und je nach individuellen Wunsch gestaltet werden.“ Das Ziel steht und wackelt nicht: Bis zum Jahresende soll ein fertiges Produkt vorliegen. „Damit“, ist sich Mario Spiewack sicher, „kann Sachsen-Anhalt international neue Maßstäbe setzen im Bereich der innovativen textilen bionischen Windenergie-Systeme“. www.segelwindrad.de

„lnnoReTex – Textile Windkraft“, die Partner im „Cross Innovation“-Netzwerk

  • Licht & Energie: CAD.S – Raum.Licht.Systeme (Aschersleben)
  • 3D-Druck & Scanning: M3 DP UG (Magdeburg)
  • Lagertechnik & Metallbau: Gleitlager und Metallverarbeitung GmbH Osterwieck (Osterwieck)
  • Flow-Kunst & Architektur: PIETSCHINY ART (Coswig)
  • Werbung & Vermarktung: SanNet (Bernburg)
  • Innovative Kleinwindkraft: SailWindTec GmbH (Osterwieck)

Das Netzwerkvorhaben „InnoReTex“ wird im Rahmen der „Cross Innovation“-Richtlinie des Landes Sachsen-Anhalt aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert.

Bildquellen:

  • Mario Spiewack, SailWindTec GmbH
  • Weihnachtsbild: T. Schielicke, Schielicke Bau Hoch-, Tief- und Ingenieurbau GmbH
  • Skulptur: Christian Pieschiny

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