In der Welterbestadt Quedlinburg in Sachsen-Anhalt revolutioniert ein junges Unternehmen die Kerzenwelt. Hinter dem Startup Luchsberg stecken Handwerkskunst, nachhaltige Wachsprodukte – und vor allem eine große Leidenschaft für das, was das Unternehmen in der Region ausmacht.

Die Produkte entstehen dort, wo sich die Gründer am wohlsten fühlen – in ihrer Manufaktur auf einem alten Fachwerkhof, umgeben von der Ruhe des Harzes.

Mit recyceltem Pflanzenwachs in höchster Qualität bietet Luchsberg eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Kerzen, Wachsfeuern und anderen Wachsprodukten. Ganz ohne Paraffin aus Erdöl, Stearin aus Palmöl oder Wachs aus Lebensmitteln wie Soja- oder Rapsöl.

Was und vor allem wer steckt dahinter? Warum diese Mission? Und warum in Sachsen-Anhalt? Im Interview stellen sich die Gründer – ein Maschinenbauingenieur und ein Betriebswirt – vor.

Steckbrief
Gründung: Ende 2022
Standort: Quedlinburg, Harz
Gründer: Toni Weist (Maschinenbauingenieur), Richard Thiele (Betriebswirt)
Mission: Herstellung hochwertiger Wachsprodukte aus 100% recyceltem Pflanzenwachs als Alternative zu herkömmlichen Kerzen
Produkte: Wachsfeuer, Aromakerzen, Kerzensand, Dauerdochte
Website: luchsberg.de

Beschreibt euer Unternehmen bitte in einem Satz!

Richard Thiele: Aus einem „Einfach-mal-machen“-Impuls ist ein kleines, feines Unternehmen mit spannenden Alleinstellungsmerkmalen im Bereich nachhaltiger Wachsprodukte entstanden.

Was steckt hinter dem Namen „Luchsberg“?

Toni Weist: Wir wollten einen Namen, der einfach, einprägsam und eng mit unserer Heimat verbunden ist. Der Luchs ist seit einigen Jahren wieder im Harz heimisch – und der „Berg“ steht natürlich für die Region. Er symbolisiert unsere Verbundenheit zur Natur und unsere Mission, den Harz zu bewahren und zu stärken.

Wer seid ihr?

Richard Thiele: Wir sind ein kleines, engagiertes Team mit unterschiedlichen Hintergründen, und einer gemeinsamen Vision: Wir wollen mit Luchsberg etwas bewegen. Toni ist Maschinenbauingenieur und war sieben Jahre in der Entwicklung und Anwendung bei großen Automobilherstellern wie VW tätig. Ich komme aus dem Bereich Business Development und habe ebenfalls sieben Jahre Erfahrung – bei einem der größten Recyclingunternehmen in Deutschland. Leon, unser erster Gesellschafter, ist ebenfalls Betriebswirt und kennt die Recyclingbranche aus drei Jahren Arbeit im Business Development. Konrad ist unser operatives Herz: Mechatroniker, Macher, Problemlöser – ohne ihn läuft bei uns nichts.

Was hat euch auf die Idee gebracht, nachhaltige Kerzen herzustellen?

Toni Weist: Es war eine Mischung aus Zufall und Unternehmergeist. Ursprünglich wollten wir eine „Kerze aus dem Harz für den Harz“ schaffen – regional, besonders und mit Herz. Doch bei der Recherche fiel uns auf, dass selbst viele pflanzliche Wachse eine schlechte Ökobilanz haben: Sojawachs wird häufig importiert, Rapswachs konkurriert mit Lebensmitteln. Da wussten wir: Das geht besser – und haben unsere eigene, nachhaltige Lösung entwickelt.

Erzählt bitte kurz eure Gründer-Geschichte!

Richard Thiele: Wir kennen uns alle seit der Schulzeit, schon damals hatten wir erste Geschäftsideen, wie den Verkauf von Postern. Während des Studiums in Dresden haben wir Mopeds repariert und verkauft – die Lust auf Selbstständigkeit war immer da. Nach einigen Jahren im Job sind wir zurück in den Harz gekommen, und haben mit Luchsberg unser erstes echtes Unternehmen gegründet.

Warum ist euch Nachhaltigkeit so wichtig?

Toni Weist: Weil wir Verantwortung übernehmen wollen – für die Produkte, die wir herstellen, und für die Ressourcen, die wir nutzen. Nachhaltigkeit ist für uns kein Trend, sondern eine Haltung.

Was macht eure Kerzen und Produkte so besonders?

Richard Thiele: Unsere Wachse bestehen aus recyceltem Pflanzenöl, das ursprünglich als Abfallprodukt galt. Wir entwickeln und fertigen unsere Produkte komplett selbst – inklusive der Dauerdochte. Unsere Düfte kommen ganz ohne künstliche Aromen aus.

Was genau ist das „Waste-to-Product“-Konzept?

Toni Weist: Unsere Produkte sind „Waste-to-Products“, das heißt Abfallmaterialien werden in wertvolle Produkte umgewandelt. Bei uns sind das gebrauchte Pflanzenöle, wie Frittierfett. Diese gebrauchten Öle stammen aus der Lebensmittelindustrie und würden sonst entsorgt werden. Wir machen daraus mit einem aufwändigem, mehrstufigen Reinigungs- und Verarbeitungsverfahren hochwertige Wachse. Dabei arbeiten wir mit einem Partner zusammen. Wichtig zu erwähnen: Das Wachs riecht nicht nach Pommesbude, sondern besitzt einen neutralen, angenehmen Geruch.

Wer gehört zu euren Kunden?

Richard Thiele: Wir erreichen einen bunt gemischten Kreis. Menschen aus der Region und darüber hinaus, insgesamt Menschen, die Wert auf Nachhaltigkeit legen. Wir verkaufen unsere Dauerdochte und Wachsfresser daneben auch erfolgreich auf großen Online-Marktplätzen.

Warum habt ihr euch entschieden, im Harz zu bleiben und euer Unternehmen hier aufzubauen?

Toni Weist: Der Harz ist unsere Heimat. Nach Studium und erster Berufserfahrung hatten wir die Möglichkeit, mit unseren Familien zurückzukehren – eine große Chance, der Region auch etwas zurückzugeben.

Was bedeutet es für euch, ein kreatives Unternehmen in Sachsen-Anhalt zu sein?

Richard Thiele: Wir möchten mit anpacken und Sachsen-Anhalt, den Harz und Deutschland mitgestalten. Das ist nicht immer leicht, gerade mit unkonventionellen Ideen stößt man hier anfangs oft auf Skepsis. Aber wir haben daran geglaubt, es durchgezogen und es funktioniert!

Gibt es regionale Netzwerke, Kooperationen oder Unterstützung, die euch besonders helfen?

Toni Weist: Hier gibt es definitiv noch Luft nach oben. Da wir keine Studierenden mehr sind, hatten wir keinen Zugang zu vielen universitären Startup-Plattformen und Netzwerken. Eine wertvolle Ausnahme ist das FOUND IT! Gründerzentrum, das uns regelmäßig einbezieht. Dort haben wir im letzten Jahr sogar den Wettbewerb (welchen?) gewonnen. Wir würden uns sehr über weitere Möglichkeiten, Kontakte und Netzwerke freuen.

Was sind eure nächsten großen Schritte oder Visionen?

Richard Thiele: Unser Ziel ist es, Luchsberg nach und nach als feste Marke für nachhaltige Kerzen, Wachsfeuer und Kerzensand „Made in Germany“ zu etablieren.

Und wenn ihr zehn Jahre vorausblickt – wo steht Luchsberg?

Toni Weist: In zehn Jahren ist Luchsberg ein solides, gesundes Unternehmen mit weiteren kreativen Ideen, einem zuverlässigen Kundenstamm. Wir sind bodenständig – aber ambitioniert.

Fotos: Luchsberg GbR