Wie schön wäre es, wenn Kleidung wieder mehr Wertschätzung erfahren würde – und ein faires, nachhaltiges Modesystem zur Selbstverständlichkeit gehört? Genau dafür setzt sich die Fashion Revolution Week 2025 ein. Die internationale Aktionswoche, organisiert vom „Fashion Revolution Germany e. V.“, gilt als größte globale Bewegung für faire Mode und macht jährlich auf Missstände und Möglichkeiten im Modesystem aufmerksam.

Vom 22. bis zum 27. April 2025 versammelt sie deutschlandweit engagierte Akteurinnen und Akteure aus Mode, Gesellschaft und Politik – auch in Magdeburg. Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt zeigt vom 20. bis zum 28. April 2025 mit einem vielfältigen Programm, wie nachhaltige Mode auf regionaler Ebene gelebt werden kann. Die Schirmherrschaft übernimmt Stefanie Pötzsch, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt.

Hinter dem Programm steht ein starkes Netzwerk aus der regionalen Mode- und Kreativwirtschaft. Mit Workshops, Diskussionen, Filmvorführungen, Kleidertauschpartys und Ausstellungen will es Überzeugung schaffen – für bewussten Konsum, faire Produktionsbedingungen und die Bedeutung der regionalen Modeszene.

Wie gelingt es, nachhaltige Mode stärker im Alltag zu verankern? Wie positioniert sich Sachsen-Anhalt in diesem Bereich, und welches Potenzial birgt die kreative Modeszene vor Ort?  Antworten darauf hat Staatssekretärin und Schirmherrin Stefanie Pötzsch.

Warum war es Ihnen wichtig, die Schirmherrschaft für die Fashion Revolution Week in Magdeburg zu übernehmen?

Stefanie Pötzsch: Die Fashion Revolution Week in Magdeburg wird von engagierten Akteurinnen und Akteuren der regionalen Mode- und Kreativwirtschaft getragen – das allein ist für mich schon ein wichtiger Grund, die Schirmherrschaft zu übernehmen. Als Staatssekretärin liegt mir die Stärkung unseres Wirtschaftsstandorts Sachsen-Anhalt besonders am Herzen, und die Modebranche ist ein wichtiger Teil der Kreativwirtschaft. Hier geht es nicht nur um Mode als Ausdruck von Stil, sondern um faire Produktionsbedingungen, um Nachhaltigkeit und darum, wie wir als Gesellschaft verantwortungsbewusster konsumieren können. Dass dieses Bewusstsein in Sachsen-Anhalt durch regionale Initiativen gestärkt wird, finde ich bemerkens- und unterstützenswert. Mein Engagement soll auch ein Signal dafür sein, dass wir die Weiterentwicklung der Branche ernst nehmen und unterstützen wollen.

Nachhaltigkeit in der Mode ist ein großes Thema. Spielt das auch für Sie persönlich eine Rolle? 

Ja, absolut. Ich bin Mutter von drei Kindern – und bereits, als sie noch klein waren, habe ich sehr bewusst darauf geachtet, dass ihre Kleidung, aber auch meine eigene, möglichst ökologisch und nachhaltig hergestellt wurde. Damals war das gar nicht so einfach: Oft musste ich lange recherchieren und vieles online bestellen, weil es vor Ort kaum entsprechende Angebote gab.

Umso mehr freut es mich, dass sich das heute zunehmend ändert. Nachhaltige Mode ist inzwischen auch in unserer Region sichtbarer und zugänglicher geworden. Das ist nicht nur ein Gewinn für die Umwelt, sondern stärkt auch die Identifikation mit dem eigenen Lebensumfeld. Wenn wir lokal produzierte oder verantwortungsvoll gehandelte Kleidung kaufen können, dann unterstützen wir gleichzeitig regionale Wirtschaftskreisläufe und setzen ein Zeichen für bewusstes Konsumverhalten – das finde ich enorm wichtig.

Wie trägt die Fashion Revolution dazu bei, das Bewusstsein für nachhaltige Mode über die Veranstaltungen hinaus in der Gesellschaft zu verankern?

Ein großer Mehrwert liegt im Fokus auf regionale Unternehmen. Die Fashion Revolution macht sichtbar, dass ich nachhaltige Mode nicht mehr nur online suchen muss – ich kann sie direkt hier in der Region finden und kaufen. Das schafft Transparenz und Vertrauen, denn ich weiß, woher das Produkt kommt und unter welchen Bedingungen es hergestellt wurde. Bei vielen Online-Shops bleibt das oft unklar, trotz aufwendiger Recherche. Umso wichtiger ist es, dass lokale Alternativen gestärkt und ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden – genau das leistet die Fashion Revolution Week.

Welche Rolle spielt Sachsen-Anhalt im Bereich nachhaltiger Mode?

Sachsen-Anhalt hat viele kreative Köpfe und engagierte Unternehmen, die spannende Nischen besetzen – zum Beispiel mit innovativen Recycling-Produkten oder lokal gefertigten Einzelstücken. Hier entstehen individuelle Designs, die zeigen: Nachhaltige Mode kann stilvoll, hochwertig und einzigartig sein. Und das Beste daran – man trägt Kleidung, die nicht von der Stange kommt und die man mit gutem Gewissen tragen kann.

Was müsste sich ändern, damit nachhaltige Mode in Sachsen-Anhalt noch relevanter für die Konsumentinnen und Konsumenten wird? 

Es braucht mehr Bewusstsein dafür, welchen Weg Kleidung hinter sich hat, wo sie hergestellt wird, unter welchen Bedingungen und mit welchen Auswirkungen für die Menschen vor Ort. Preise entstehen nicht zufällig. Oft lohnt es sich, auf das ein oder andere günstige Teil zu verzichten und stattdessen in weniger, dafür aber fair produzierte Kleidung zu investieren. So kann man dazu beitragen, dass die Menschen, die unsere Kleidung herstellen, auch von ihrer Arbeit leben können.

Wie sollte sich die Zukunft der Mode- und Kreativszene in Sachsen-Anhalt gestalten?

Sie sollte weiter wachsen, nachhaltig und zukunftsfähig. Ziel muss es sein, ihr einen festen, stabilen Platz in unserer Wirtschaftsstruktur zu sichern. Denn genau hier entstehen kreative Arbeitsplätze mit Perspektive, an denen Menschen ihre Ideen verwirklichen können. Diese Branche hat enormes Potenzial – wirtschaftlich, kulturell und gesellschaftlich.

Fashion Revolution Week Magdeburg
Fashion Revolution Week Halle (Saale)

Foto: Rayk Weber